Inhalt:
Manhattan ist
nicht nur die Insel in der Mitte der Welt sondern steht auch im
Mittelpunkt dieses Buches. Es erzählt die Entstehung New Yorks,
als es noch eine niederländische Kolonie war.
Die Geschichte
von „Nieuw Amsterdam“ begann mit Henry Hudson, der 1609 im
Auftrag der „Vereinigten Oostindischen Compagnie“ nach Amerika
segelte, und endete mit der Eroberung durch die Engländer im
Jahre 1664.
Dass Peter
Minuit, der Anführer der Holländer, Manhattan Island von den
Indianern für Güter im Wert von 60 Gulden erwarb, weiß in den
USA jedes Kind. Doch in diesem Buch wird mit dem Vorurteil aufgeräumt,
dass die Indianer die unschuldigen und arglosen Eingeborenen
waren, die mit Täuschung, Tricks und Gewalt um Land und Leben
gebracht wurden.
Den Namen Peter
Stuyvesant kennt man sogar hierzulande, aber wer weiß schon, dass
sein Vorgänger auf dem Posten des Generaldirektors Willem Kieft
hieß und sein erbittertster und gerissenster Widersacher Adriaen
van der Donck?
Doch nicht nur
in der „Neuen Welt“ ging es spannend zu. Die Ereignisse dort
lassen sich nur erklären im Zusammenhang mit dem Geschehen in
Europa. Spanier, Niederländer und Engländer stritten um die
Vorherrschaft auf den Weltmeeren, Oliver Cromwell machte seine
Revolution und Galilei und Descartes revolutionierten das
menschliche Denken.
All
das hat Auswirkungen bis hin zu den USA von heute und gibt einen
etwas anderen Blick frei auf die Supermacht Amerika.
Meine Meinung:
Immer wenn ich
im Bekannten- und Freundeskreis von diesem Buch schwärme, kommt
unweigerlich die Frage: „Ist das jetzt ein Sachbuch oder ein
Roman?“ Die Antwort lautet: „Es ist ein Sachbuch, aber es
liest sich wie ein Roman!“
Das liegt
sicher zum einen am Schreibstil des Autors Russell Shorto, der
packend zu erzählen weiß. Aber es liegt sicherlich auch an der
äußerst gelungenen Auswahl der Quellen, die mit vielen Details
das Bild der damaligen Zeit erst lebendig werden lassen.
So schaut man
beim Lesen z. B. wie der Deutsche Jochen Kuyter auf die Plantage
seines Nachbarn und Freundes Jonas Bronck, spaziert mitten durch
Breuckelen oder die Straße am Wall entlang.
Und auch wenn
man nicht viele Sympathien für Peter Stuyvesant hegt, so
entwickelt man doch Verständnis für ihn und am Ende kann er
einem sogar ein wenig leid tun. Uns wird ein Mensch und sein
Lebenslauf nahegebracht wie es kein Romanautor besser könnte.
Aber es ist und
bleibt ein Sachbuch mit allem was dazu gehört. So umfassen die
Anmerkungen und das Literaturverzeichnis jeweils über 30 Seiten
im Anhang. Und die Geschichte der Quellen nimmt ein eigenes
Kapitel ein. Sogar die ist spannend zu lesen.
Trotz des
Desinteresses der Engländer an den niederländischen Dokumenten,
trotz Feuer und Krieg sind 12.000 Seiten in der New York State
Library in Albany angekommen, wo sie Charles Gehring 1974 zur
Auswertung erhielt, geschrieben in einer uns heute fremdartigen
Schnörkelschrift und einer Sprache, die mit dem modernen Niederländisch
nicht sehr viel gemein hat.
26 Jahre später
arbeitete Gehring immer noch daran. Als ihn der Autor Russell
Shorto im Jahr 2000 traf, hatte er 16 Bände mit Übersetzungen
herausgebracht und war immer noch nicht am Ende angelangt. Eine
riesige Fundgrube, die eine Spanne der Geschichte lebendig werden
lässt, die drei Jahrhunderte lang weitgehend ignoriert worden
ist.
Dieses
Buch über New York lädt ein zu einer Reise in das Zeitalter der
Entdeckungen und Abenteuer in den Anfängen Amerikas. Und es
beweist, dass man aus der Geschichte für Gegenwart und Zukunft
lernen kann – und das sogar mit größtem Vergnügen. (Arno)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 445 Seiten, gebundene Ausgabe,
Rowohlt Verlag, 22,90 €
|