Inhalt:
Ein alter Mann
wird ermordet in einer Souterrain-Wohnung in Reykjavik im
Stadtteil Nordermoor gefunden. Bei der Leiche liegt eine
Botschaft, die niemand versteht.
Die
Ermittlungen zum Fall lassen Erlendur und sein Team tief
eintauchen in die Vergangenheit. Damals verschwand ein
Mann, damals wurden scheinbar einige Frauen vergewaltigt. Noch
heute sind die Folgen davon nicht vergessen. Doch wer mordet
deshalb heute noch? Was hat Genforschung mit diesem Mann zu tun?
Das Team hat
einiges zu tun, um die Fäden, die diesen Fall zusammenhalten, zu
entwirren, aber der Hauptermittler hat auch noch im Privatleben
einige Schwierigkeiten, die ihn in Atem halten.
Meine
Meinung:
Das Prinzip
Hoffnung trieb mich, als ich Nordermoor aus dem Regal zog.
Hoffnung, dass ich auch mal wieder einen Autoren gut finden würde,
den andere Leser so loben. Skandinavische Krimis, die ich in der
Vergangenheit las, waren nicht immer Highlights für mich. Der berühmte
Wallander (Mankell) z.B. kann bei mir nicht landen, er ist mir zu
depressiv, Martin Beck (Sjöwall
und Wallhö) konnte es Jahre früher schon allerdings nicht völlig
überzeugend, Hanne Wilhemsen (Holt) und Annika Bengtson (Marklund)
jedoch sehr wohl, vor allem wegen der Familiengeschichten, die
sich rund um ihre Fälle ranken und vielleicht, weil sie Frauen
sind, gerade letztere wird jedoch immer mal wieder gar nicht
gemocht? Wie würde Erlendur, der isländische Ermittler auf mich
wirken? Ich war gespannt und wurde diesmal nicht enttäuscht, es
wird sicher nicht der letzte Krimi von Arnaldur
Indridason bleiben, da bin ich mir sicher. Soviel vorab.
Erlendur ist
ein Ermittler, der nicht gerade schnieke daherkommt.. Er ist ein
notorisch unausgeschlafener, verknitterter Fast-Food-Junkie,
geschieden, mit zwei drogenabhängigen Kindern gesegnet und einer
Portion Sturheit und Sarkasmus. Diese beiden Charakterzüge sind
es wohl auch, die ihn für mich zu einer lesbaren Figur machen.
Island ist ein
düsteres Land, wenig Sonne, und während der Ermittlung fast ständig
unter einer Regenwolke verborgen. Die Menschen sind wenig
mitteilsam und nicht besonders freundlich. Was zog mich trotzdem
an, an diesem Buch? Ich wünschte, ich wüsste es genauer.
Spannend war die Geschichte von Anfang an. Wie hat der Autor es
nur geschafft diese permanent aufrecht zu halten? Probleme sind an
allen Ecken sichtbar, Tempo fehlt – und trotzdem oder gerade
deswegen? - blieb ich am Ball und war am Ende sogar mit dem Schluss
zufrieden.
Mir gefiel das
Ermittlerteam, allen voran Erlendur, der sich mit seinen Problemen
herumschlägt, seinen Ideen, seine Art mit Menschen umzugehen.
Auch die Verantwortung, die er für die Gefühle der Menschen übernimmt,
die durch seine Ermittlungen aufgerüttelt wurden.
Was mir gar
nicht gefiel war, dass er dafür nicht ein nettes freundliches Heim
verdient hatte, sondern sich mit seiner Tochter, deren Dealern und
sonst welchen Gestalten herumschlagen musste. Jedoch waren immer
wieder gutartige Wesenszüge zu erkennen, und damit war ich dann
ansatzweise versöhnt, bzw. wenigstens neugierig, wie sich die
Geschichte entwickelte.
An ein oder
zwei Stellen war ich leicht genervt. Vor allem da, wo von
Computern und deren Möglichkeiten zur Beweisführung die Rede ist.
Ich fragte mich, wann hat der Autor diese Dinge wohl
geschrieben? Sind die Details, die bezüglich der Genforschung
benutzt werden genauso veraltet oder vereinfacht? Bei den
Themengebieten kenne ich mich nicht genug aus, um das beurteilen
zu können, aber wie eine Festplatte zu untersuchen ist, da weiß
sogar ich schon mehr. Das war aber für die Gesamtwirkung nicht
sehr schädlich.
Erlendur ist eine
Persönlichkeit, die ich im Auge behalten werde. In
der gedanklichen Schublade für gute Ermittler liegt er jetzt und
wartet auf den nächsten Auftritt: Todeshauch ist das zweite Buch
um Erlendur. (Binchen, Februar 2005)
Bewertung:
***/****
( * schlecht / **
ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: Bastei-Lübbe TB,
7,90 € ISBN 3404148576
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