Inhalt:
Ihr sechster Fall führt Tamara Hayle undercover in die
Glitzerwelt der Hotelcasinos von Atlantic City, wo die 18jährige Gabriella Desmond, Sprößling
aus (einfluss-)reichem Hause, untergetaucht sein soll. Mutter und
Stiefvater scheinen der Rückkehr ihrer Tochter jedoch ambivalent
gegenüber zu stehen - warum sonst haben sie mit ihrer Suche vier
Monate gewartet und Tamara erst beauftragt, als Gabriella
offensichtlich in Lebensgefahr schwebt? Denn in der Stadt treibt
ein Serienmörder sein Unwesen, der es auf junge Ausreißerinnen
und Prostituierte abgesehen hat. Sein letztes Opfer war offenbar
Gabriellas Mitbewohnerin - hat er jetzt auch sie im Visier? Dem
smarten, aber eiskalten Gangsterboss Delmundo Real passen Tamaras
Ermittlungen gar nicht in den Kram, und so befindet sie sich
plötzlich auch selbst in höchster Gefahr...
Meine Meinung:
Valerie Wilson Wesleys schwarze Privatdetektivin Tamara Hayle,
Ex-Polizistin und alleinerziehende Mutter eines
Sohnes, ist eine angenehm unprätentiöse, toughe und sympathische
Heldin. Zweieinhalb Jahre hat Diogenes ihre Fans auf den
heißersehnten neuesten Band der Serie warten lassen, der mit
seinen Vorgängern aber leider nicht mithalten kann.
Wie immer schafft es Wesley, dem
Leser interessante Einblicke in das schwarze Amerika zu gewähren
- es mag nach einem billigen Klischee klingen, aber ihre Bücher
haben so etwas wie eine schwarze Seele. Die Ich-Erzählerin Tamara
Hayle ist ein starker Charakter, anhand deren nicht immer leichter
Situation - als Frau, als Alleinerziehende, als Schwarze - und
durch deren Stimme es der Autorin gelingt, Sozialkritik zu üben,
ohne mit Holzhammer oder erhobenem Zeigefinger
daherzukommen.
Darüber hinaus hat
"Off-Road-Kids" allerdings weniger zu bieten als die
ersten Fälle. Der Krimiplot ist nicht neu und auch nicht
besonders spannend, zu schnell wird klar, worauf er hinausläuft.
Grundlos bremst Wesley das Tempo, indem sie zwischen den einzelnen
Ermittlungsschritten zum Teil viel Zeit vergehen lässt.
Natürlich wird in kaum einem Krimi jeder Handgriff, jede einzelne
Recherche beschrieben, aber fast bekommt man hier den Eindruck,
Tamara hätte den einen oder anderen Tag mit Nichtstun verbracht,
als gäbe es nicht zufällig ein Menschenleben zu retten. Ich habe
das Buch insgesamt als oberflächlicher als bei der Autorin
üblich empfunden, was insbesondere für eine dadurch ziemlich
überflüssig wirkende Nebengeschichte gilt. Schade ist zudem,
dass es leider, bis auf einen Kurzauftritt von Wyvetta und ein
Telefonat mit Jamal, kein Wiedersehen mit liebgewonnenen
Nebenfiguren gibt.
Völlig untypisch für den in
dieser - nein, in jeder - Hinsicht sonst so sorgfältigen
Diogenes-Verlag ist der dritte Band der Serie bislang nicht
übersetzt. Das war immer schon sehr schade, ist nun aber wirklich
ärgerlich, da Tamaras alter Bekannter und Gelegenheitslover Basil
Dupre, offenbar eine Hauptfigur in eben diesem dritten Band, hier
eine größere Rolle spielt und mehrfach auf die Vorgeschichte der
beiden Bezug genommen wird.
Mein Fazit:
"Off-Road-Kids" ist kein schlechter Krimi, im Vergleich
zu den anderen Büchern dieser Serie aber enttäuschend. Aufgrund des
Serien-Sympathiebonusses - sozusagen der
"Wiederlesensfreude" - hat es die drei Sterne
jedoch knapp erreicht. (© Anja L.
2003)
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Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: erschienen 2003 bei Diogenes,
271 Seiten, gebundene Ausgabe, ISBN 3-257-06346-6, € 19.90,
Originaltitel:
The Devil Riding
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