Inhalt:
Wie schon in "Was am Ende
bleibt", der Roman, mit dem Paula Fox in Deutschland bekannt
wurde, geht es der Autorin in "Lauras Schweigen" um das
Aufzeigen menschlicher Abgründe, um die Problematik von familiären
und freundschaftlichen Beziehungen, die von Vergangenem geprägt
sind und von Verschweigen, Lügen und Hass.
Clara Hansen, 29, ist auf dem Weg
in das New Yorker Hotel, in dem ihre Mutter Laura und deren Mann
Desmond abgestiegen sind, bevor sie nach Afrika weiterreisen
wollen. Mit gemischten Gefühlen trifft Clara ein. Die Treffen
sind selten, Clara will auch dieses einfach nur hinter sich
bringen. Sie hat keine gute Beziehung zu ihrer Mutter, denn sie
weiß, dass sie ein ungewolltes Kind war, das nach vier
Abtreibungen "passierte". Sie hat außerdem nie bei
ihren Eltern gelebt, sondern ist bei Großmutter Alma auf Kuba
aufgewachsen. Auch Onkel Carlos, der homosexuell ist, und Peter
Rice, ein guter Freund der Familie und Ex-Lover von Laura, treffen
ein. Die Gespräche drehen sich um Gott und die Welt, bevor man
sich zusammen in ein Restaurant begibt. Doch das Zusammensein
verdeutlicht allen Anwesenden mit jedem Wort, jedem Blick und
jeder Geste, dass die Familie total zerrissen ist, dass man
einander nicht vertraut, sondern argwöhnisch miteinander umgeht.
Dass Schuldgefühle und Hass im Raum stehen. Als Laura und Desmond
schließlich wieder in ihrem Hotelzimmer sind, gesteht sie ihm,
den ganzen Tag schon zu wissen, dass Alma gestorben ist. Ganz
bewusst hat sie es nicht erwähnt, da sie nicht will, dass Clara
zum Begräbnis kommt - getrieben von Eifersucht, da sich Alma mehr
um die Enkelin gekümmert hat, als um sie, die eigene Tochter.
Meine Meinung:
Zwar beweist Paula Fox auch in
dieser Geschichte ihren Blick für Details, lässt ihre Charaktere
gekonnt durch Mimik und Gestik sprechen und zeichnet ein
eindrucksvolles Psychogramm einer zerrütteten Familie. Doch
fehlen dem Roman die erzählerischen Qualitäten von "Was am
Ende bleibt", etwa jene gekonnte Reduktion auf das Nötigste,
die vieles zwischen den Zeilen ausdrückt. "Lauras
Schweigen" dagegen ist vergleichsweise langwierig und
spannungsarm geraten. (Christa Roßmann)
Bewertung: **
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 235 Seiten, C. H. Beck
Verlag, 18,50 EUR
|