Inhalt:
Wir
sind die neuen Herren, wir sind die Sklaven. |
Wir
sind überall, wir sind nirgendwo. |
Wir
sind die Vermesser. |
Wir
beherrschen die purpurnen Flüsse. |
Nachdem er einen britischen
Hooligan unverhältnismäßig brutal zusammengeschlagen und dabei
lebensgefährlich verletzt hat, wird Pierre Niémans, ebenso
legendärer wie gnadenloser französischer Polizist, kurzfristig
nach Guernon abkommandiert.
In dem idyllischen wie elitären
Universitätsstädtchen in den Bergen nahe Grenoble wurden die
sterblichen Überreste des Bibliothekars René Caillois gefunden,
übersät mit Folterspuren, in embryoähnlicher Haltung, eingezwängt
in eine Felsspalte. Die hinterlassenen Spuren führen geradewegs
zum nächsten Opfer. Zu Philippe Sertys, einem Pfleger des
universitätseigenen Krankenhauses. Und nochmals weiter. Zu Dr.
Chernecé, einem Augenarzt. Allen Leichen fehlen die Körperteile,
die jedem Menschen ein unveränderliches, einzigartiges Gepräge
geben: Hände und Augen. Und noch eines ist allen Ermordeten
gemeinsam: Ihr tadelloses Erscheinungsbild war Makulatur.
Hunderte von Kilometern entfernt,
im sonst langweiligen Provinzstädtchen Sarzac, wird unterdessen
das Grab eines Kindes geschändet. Was für den jungen Polizisten
Karim Abdouf zunächst nach einer weiteren, seinen Fähigkeiten
auch nicht annähernd gerecht werdenden Routinesache aussieht,
wandelt sich zu einer höchst seltsamen Angelegenheit. Warum
werden bei einem Einbruch in das Schularchiv sämtliche Unterlagen
gestohlen, die Auskunft über Lebens- und Todesumstände des vor
vielen Jahren verstorbenen Jungen geben könnten? Karims
Nachforschungen führen ihn schließlich nach Guernon, mitten
hinein in Niémans Ermittlungen. Schnell ist klar, daß beide Fälle
miteinander in Verbindung stehen müssen. Nahe der physischen
Erschöpfung und unter Zeitdruck legen Niémans und Karim
gemeinsam Schicht um Schicht einer menschenverachtenden Wahrheit
frei.
Meine Meinung:
Zugegeben: "Kaputte"
Typen gibt es zuhauf im Krimigenre, doch diese beiden sind die
Zerrissensten unter den Heimatlosen, die Einsamsten unter den
Einzelgängern, die Unnachgiebigsten unter den Geradlinigen. Also
die Interessantesten.
Niémans, der seine
Aggressionsschübe zunehmend nicht mehr unter Kontrolle hat und
selbstzerstörerisch seinen eigenen Untergang heraufbeschwört.
Karim, der sein Leben lang übervorteilte Straßenjunge
maghrebinischer Herkunft, der sein Jurastudium mit Autodiebstählen
finanzierte. Beide ohne verpflichtende soziale Bindungen, beide
mit ihren ganz eigenen Wertvorstellungen, die nicht konform gehen
mit denen ihrer Vorgesetzten. Daß sie auf der Seite der
"guten Jungs" gelandet sind, scheint purer Zufall. Es hätte
auch anders kommen können.
Mit paralleler Szenenmontage, die
bereits im Kopf des Lesers das Drehbuch einer - inzwischen
realisierten - Verfilmung entstehen läßt, sowie einem dem Kino
angemessenen, flüssigen Erzähltempo entwickelt Grangé zwei
komplexe Handlungsstränge, die schlüssig ineinander greifen. Wie
schon in "Der Flug der Störche", Grangés erstem
Thriller, ist das Finale überzeichnet, die Auflösung des
Kriminalfalles bizarr. Doch scheint gerade dies die einzig
vorstellbare Art des Abgangs zweier ungewöhnlich präsenter
"Helden" zu sein. (Fevvers) ©
2001 by Petras Bücherforum
Verfilmung:
Frankreich 2000.
Regie: Mathieu Kassovitz. Drehbuch: Kassovitz u. Grangé.
Hauptrollen: Jean Reno; Vincent Cassel.
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gibt es Infos
zur Verfilmung |
Bewertung: **** (wo
ist der fünfte?)
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Dt.
1998/ Bastei Lübbe Tb, 1. A. 2000. Orig.: "Les rivières
pourpres", Paris 1997
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