Inhalt:
Geralds Kindheit ist von den
dunklen Schatten des zweiten Weltkrieges überschattet. Ein
weiteres traumatisches Erlebnis kommt hinzu, als seine
Adoptivschwester ermordet wird.
Die scheinbar ehrbare Fassade
dieser Familie wird jedoch weiter aufrecht erhalten. Nach außen
hin eine Familie wie sie im Buche steht. Zumal Geralds Mutter
gefeierte Kinderbuchautorin ist. Dass sie eine derart kalte Person
ist, vermag niemand anzunehmen, doch sie hat für ihren Sohn
nichts übrig und ignoriert ihn.
Wen wundert es da, dass Gerald,
mittlerweile ein Mann um die sechzig, ein komischer Kauz ist, der
jeden Tag einem bestimmten Tagesablauf folgt, nie davon abweicht
und zurückgezogen lebt und gemeinhin als sonderbar gilt?
Als Gerald einem jungen Mädchen
begegnet das aussieht wie seine ermordete Adoptivschwester Vera
durchbricht er seinen konstanten Tagesablauf und beobachtet das Mädchen.
Bis es eines Tages spurlos verschwindet ...
Meine Meinung:
Laura Wilson hat einen ganz
eigenen Schreibstil. Sie erzählt eine Familiengeschichte aus der
Sicht mehrerer Figuren. Der Leser erhält somit einen guten Überblick
und kann sich rasch selbst ein Bild machen, wie die Wahrheit in
etwa ausgesehen haben mag. Da die Autorin es jedoch hervorragend
versteht beim Leser für jede ihrer Figuren Sympathien zu wecken,
kann man sich auch beim Lesen in jede einzelne Person
hineindenken. Somit gerät der Leser selbst in einen Konflikt
zwischen dem was wahrscheinlich ist und dem, was sich hinter all
den Offensichtlichkeiten verbirgt.
Somit war ich beim Lesen hin- und
hergerissen zwischen Vorurteilen gegen den kauzigen Gerald und
Mitgefühl mit ihm, da er doch unschuldig ist. Oder meint er das
nur? Ist er selbst nur davon überzeugt, weil er sich nichts böses
dabei denkt?
Laura Wilson steigert dadurch auf
subtile Art und Weise die Spannung. Ich wollte immer dringlicher
wissen, ob Geralds Herz wirklich so rein ist oder ob er davon
lediglich selbst überzeugt ist.
Ich mag Geschichten, die auf
ungewöhnliche Art erzählt sind. Diese ist eine solche. Schon in
ihrem Debüt-Roman „Ein kleiner Tod" ist Laura Wilson
gelungen einen eigenen Stil zu etablieren. Für mich ist sie eine
erfrischende Abwechslung im Bereich Krimi. Denn es geht in ihren Büchern
nicht nur um die Suche nach dem Täter sondern es wird auch immer
eine interessante und atmosphärische Familiengeschichte erzählt
die nahe geht. Somit hat man hier Zwei in Einem und sie kommt
damit keineswegs plump daher.
Wer sich also mal auf ein etwas
anderes Krimivergnügen einlassen möchte, dem kann ich Laura
Wilson nur empfehlen: Atmosphäre, Spannung und unvergessliche
Charaktere. (Petra)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 351 Seiten, Goldmann
Verlag, Taschenbuch-Ausgabe, 9,00 EUR
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