Inhalt:
Dale Mackay, die Piet Hieronymus
bei seinem letzten Schottlandaufenthalt kennen und lieben gelernt
hat, ist nach einem Kurzbesuch bei ihm in Groningen, verschwunden.
Sie war zu einem Fortbildungslehrgang nach Bern geschickt worden,
dort auch angekommen, hatte sich am Seminar angemeldet, doch dann
verliert sich ihre Spur.
Schließlich erfährt er von der
Polizei, dass möglicherweise eine Spur nach Rom führt, der er
nach längeren zögern folgt. Dort in der sengenden Hitze der
„ewigen Stadt" versucht er ihre Spur aufzunehmen.
Meine Meinung:
Henning Boetius hat schon zur Genüge
bewiesen das er gute Krimis schreibt. Er hat, wie seine treuen
Fans wissen, einen ganz eignen Stil den Leser mitten in die
Geschichte hineinzuziehen. Einerseits lässt er die Welt des still
vor sich hin süffelnden, melacholischen Detektivs wieder
auferstehen und andererseits ist es doch wieder ganz typisch
Boetius.
Er hat das Talent den Leser, während
des Lesens in eine seltsam irrationale Stimmung zu versetzen, so
das man sich über die oft seltsamen Entscheidungen seines Helden
Piet Hieronymus nicht wundert.
Man kann zum Beispiel irgendwie
nachvollziehen, das er in Bern seine Tage verbummelt und sich von
dem gemütlich- provinziellen Leben der Vorweihnachtszeit und der
Behaglichkeit in der Wohnung seiner neuen Bekannten, des Ehepaares
Gala, einlullen lässt, statt sich endlich auf die Suche nach Dale
Mackay zu machen.
Auch all die Zufälle die sich in
Rom ergeben und die bei jedem anderen Schriftsteller schlicht als
„zuviel des Guten" abgetan würden, lässt man ihm ohne
weiteres durchgehen. Bei ihm kommt man dabei eher zu dem Schluss,
das es schließlich jedem von uns schon einmal passiert ist, das
man einen guten Bekannten, den man jahrelang aus den Augen verlor,
irgendwo an einem ganz anderen Platz der Welt, an dem man nie
damit rechnete, wiederbegegnet. Mir jedenfalls ist das durchaus
schon passiert. Wenn dann auch noch flüchtige Bekannte aus Bern
eine Rolle zu spielen beginnen, so spricht Piet Hieronymus von
seiner Nemesis, über die er im Buch „Joiken" so wundervoll
geschrieben hat. Hieronymus ist dann um so mehr überzeugt, das
eben dieser Zufall für ihn von seiner Nemesis geschickt wurde und
kniet sich jetzt erst recht ,zusammen mit seinem wiedergefundenen
Freund, in die Sache hinein.
Oft wirkt das, was Piet
Hieronymus in der sengenden Hitze Roms begegnet und erlebt eher
konturlos und diffus fast traumwandlerisch, aber es ist einfach
richtig.
Man ist fest davon überzeugt -
so und nicht anders muss einem Rom in einem glühendheißem Sommer
vorkommen. Die lauten Strassen, die Touristen in Scharen, die
allgegenwärtigen steinernen Zeugen der letzten Jahrtausende, die
lebhafte Geschäftemacherei der Märkte, all das hüllt einen in
eine Lethargie und man ist überzeugt - alles mögliche kann
passieren.
Es sind diese gekonnt
hervorgerufenen Stimmungen von denen Boetius Bücher leben. Obwohl
mir von der Thematik her, andere seiner Piet Hieronymus -Krimis
mehr zugesagt haben, wobei besonders „Der Walmann" und „Joiken"
einfach fantastisch sind, ist auch „ Rom kann sehr heiß
sein" ein spannendes Buch das man sich als Boetius-Fan nicht
entgehen lassen sollte. (Mariposa)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Originaltitel:Rom kann sehr
heiß sein, Ersterscheinungsjahr:2002 by WILHELM Goldmann Verlag,
München, ISBN Nr:3-442-75077-6, Seitenanzahl:284, Preis: 19,90
€
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