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Rezension

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Inhalt:

Sarah kehrt nach langen Jahren zurück ins Land, in dem sie aufgewachsen ist: Südafrika. Inzwischen ist sie Staatsanwältin und lebt in New York. Ben, der Mann, der ihr mehr ein Vater war als es ein leiblicher sein könnte, ruft sie zurück nach Smitsrivier, dem Ort, den sie einst verlassen hat, um vor der Wahrheitskommission Alex zu vertreten. Alex wurde in Zeiten der Apartheid in Haft genommen und wie viele andere gefoltert. Wird die Wahrheit ans Licht kommen? Wo liegt die Wahrheit überhaupt? Und kann die Wahrheit Wunden schließen, oder reißt sie sie lediglich erneut auf? All diese Fragen werden nach diesem Prozess die Beteiligten nicht mehr loslassen...

Meine Meinung:

Apartheid - als Wort ein Begriff. In seiner Ausübung jedoch viel mehr als nur ein Wort: Wie sah die Trennung zwischen Schwarz und Weiß wirklich aus? Sie war strickt und so absolut, dass es für uns heute unvorstellbar ist. Aber so war es. Es ist gerade 20 Jahre her, seit die Apartheid abgeschafft wurde. Und vorbei ist es im Grunde auch noch nicht, denn die Auswirkungen sind heute noch spürbar. Und ob sich daran so rasch etwas ändert, ist fraglich. All das macht Gillian Slovo mit ihrem Roman deutlich.

Aber auch verdeutlicht die Autorin, was es im Einzelnen hieß, dass Schwarz und Weiß so rigoros getrennt wurden, natürlich auch insbesondere im Hinblick, welche Benachteiligung die Schwarzen dadurch erfuhren. Nicht nur während der Apartheid, sondern auch wie sich dies heute noch auf die Menschen - Schwarz wie Weiß - in Südafrika auswirkt. „Roter Staub“ gibt darüber Aufschluss. So deutlich, dass es schmerzt, wenn man Zuschauer wird der inneren Grenzen, die durch die Apartheid errichtet wurden und scheinbar nicht zu durchbrechen sind. Ob sie wirklich abzubauen sind bleibt weiterhin abzuwarten. Vielleicht sind all die Verletzungen zu groß, um eine Versöhnung als Möglichkeit sehen zu können.

Jedoch nicht nur die seelischen, auch die körperlichen Verletzungen. Auch hier wird der Leser nicht verschont. Mehr als einmal standen mir die Tränen in den Augen, als ich las, wie Menschen behandelt, bzw. misshandelt wurden. Der Schmerz der Figuren wird zum Schmerz des Lesers - das ist der Autorin ausgezeichnet gelungen und wichtig, um dieses ernste Thema näher an sich herankommen lassen zu können und das Unbegreifliche besser zu verstehen.

Volle Entfaltung findet die Wirkung des Buchs noch einmal zum Schluss. Verbindungen, die ich hier nicht näher beschreiben möchte, um nichts vorweg zu nehmen, werden hier nochmal besonders deutlich. Opfer und Täter, Schuldgefühle als Strafe oder weitere Qual - das ist Gillian Slovo bestens gelungen. Auch der Titel des Buchs, „Roter Staub“, hallt nach den letzten Seiten noch mal böse nach und verfehlt seine Wirkung nicht.

Gern verzeihe ich dem Buch auch seine kleinen Schwächen, die z. B. darin bestehen, dass mir manchmal Sarahs Beweggründe nicht klar wurden. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Deutlichkeit gewünscht. Alex hingegen habe ich sehr gut verstehen und nachvollziehen können.
Ich könnte noch ein paar weitere Kleinigkeiten aufführen, da es aber nur Kleinigkeiten sind und die den Gehalt des Buches nicht zu erschüttern vermögen, unterlasse ich das gern. Es sind auch wirklich nur winzige Details, die verblassen gegen die Bedeutung des Romans.

Unerwähnt möchte ich hingegen nicht lassen, dass die Erzählung gespickt ist mit afrikanischen Begriffen, die dadurch kenntlich gemacht wurden, dass sie in kursiv gedruckt sind. Im angefügten Glossar sind diese Begriffe erläutert. Der Leser kann so einen Hauch Südafrika einatmen und weiß dadurch z. B., dass Molo ein Gruß ist, den man den ganzen Tag verwenden kann. Sehr gelungen, wie ich finde.

Fazit: Wer das Land kennen lernen möchte, sollte das Buch lesen. Es verdeutlicht viel von der Seele des Landes und seiner Bewohner, die vielfach verletzt wurden. (Petra)

Bewertung: ***/****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 333 Seiten, gebundene Ausgabe, Kunstmann Verlag, 21,90 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 18.10.2003, letzte Änderung am 21.01.2004, Layout by abrakan