„Dschingis Khans Tochter“ - das ist
die schöne, alle Blicke auf sich ziehende Tolgonai. Ihr verhalf
Bella Block einst zur Flucht aus Odessa und vertraute ihr den
eigenen Haustürschlüssel an. Vier Jahre später tötet die junge
Frau in Deutschland den Mann, der ihr Gewalt antun will, und zieht
Bella unweigerlich in den Sog der folgenden Ereignisse mit hinein.
Der Diebstahl eines Motorrades wird Tolgonai zum Verhängnis.
Nicht nur korrupte Polizisten jagen hinter ihr her, sondern
desgleichen eine illegal mit Waffen handelnde Gruppe „Hells
Angels“, deren Anführer Jinx sie vergewaltigt und kurzerhand zu
seiner Braut“ erklärt. Bella Block begibt sich in Hamburg auf
die Suche nach Tolgonai, hoffend, ihren Untergang verhindern zu
können.
Meine Meinung:
Gercke beschäftigt sich in diesem Roman
mit Recht und Unrecht, aber nicht im juristischen, sondern im
moralischen Sinn. Nach wie vor gilt ihr schonungsloser Blick den
Schwachen und Ausgestoßenen in unserer Gesellschaft. Sie
beschreibt, wie Frauen zu Opfern männlich strukturierter
Machtverhältnisse werden und wie unterschiedlich sie darauf
reagieren: Entweder demutsvoll-untätig, wie die weiblichen,
scheinbar hirn- und willenlosen „Trophäen“ der Rocker, oder
aber mörderisch und von Rache durchdrungen wie Tolgonai.
Dazwischen scheint es keine Alternativen zu geben. Eine
deprimierende Analyse der Geschlechterbeziehungen, die man am
liebsten in reichlich Wodka und Orangensaft ertränken möchte.