Inhalt:
Ein Mann tritt aus einem belebten
Pub auf die Straße hinaus.
Völlig orientierungslos muss er sich eingestehen, das er weder
weiß, wo er sich befindet, noch, wo er hin will.
Auch an seinen Namen kann er sich nicht mehr erinnern.
Seine Vergangenheit ist von einem Augenblick auf den anderen nicht
mehr als eine große Leere: Black Out !
Nachdem er eine Weile grübelnd durch die Stadt gelaufen ist und
diese schließlich als London erkannt hat, stellt er zudem fest,
das er zwar die englische Sprache zu beherrschen scheint, sie ihm
aber nicht als die eigene vorkommt.
Erinnerungsfetzen tauchen vor ihm auf, jedoch ohne sie definieren
oder in Worte fassen zu können. Da sie ihm eine unerklärliche
Unruhe bereiten, verbannt er sie erst einmal konsequent aus seinem
Kopf.
Als er feststellt, das er weder Ausweispapiere noch Geld bei sich
trägt, wird ihm schnell klar, das er wohl auf die Hilfe von
Fremden angewiesen ist:
Aus diesem Grund schließt er sich auf einem Friedhof der
Gesellschaft einiger älterer Herren an, die gerade an der
Beerdigung eines Kameraden teilnehmen.
Er stellt sich ihnen als Gordon Bell vor, ein Name, den er im Vorübergehen
auf einem Grabstein gelesen hat.
Wie sich bald herausstellt sind die Männer, die ihn irrtümlich für
einen der ihren halten, "pensionierte"
Geheimdienstagenten.
Mit ihrer nicht ganz uneigenützigen Hilfe und Ausreden und Lügen
seinerseits, beginnt er schließlich sich eine neue Existenz
aufzubauen: Er sucht sich eine Wohnung, hält sich mit
gelegentlichen Jobs über Wasser und schließt sogar neue
Freundschaften.
Dennoch kann er die vagen Erinnerungen an ein schreckliches
Ereignis in seiner verlorenen Vergangenheit nicht so einfach verdrängen:
Eine unklare Vision von einer toten Frau, dem Messer in ihrem
Bauch und seinen eigenen blutüberströmten Händen !
Ihm ist klar:
Um ein neues Leben beginnen zu können, muss er erst die dunklen
Schatten in seiner Vergangenheit klären.
Und irgendwo in derselben Stadt sucht die junge Linda Blix
verzweifelt nach ihrem verschwundenen Ehemann...
Meine Meinung:
Glaubt man im ersten Augenblick,
sich in einem äußerst unglaubwürdigen Plot oder einem ziemlich
skurillen Film - Noir zu befinden, wird dieser Eindruck schnell
durch die raffinierte Erzählweise revidiert.
Der Handlungsverlauf beginnt damit, das er interessanterweise aus
der Sicht des Mannes geschildert wird, dessen Erinnerung und
Vergangenheit ganz einfach wie weggeblasen scheint.
Einigermaßen irritiert muss man feststellen, das man gar nicht
nachvollziehen kann, warum dieser völlig verwirrte Mensch sich
nicht auf der Stelle auf den Weg zur nächsten Polizeistation
macht, oder sich nicht zumindest kompetente Hilfe für solche Fälle
von Amnesie sucht.
Stattdessen erfährt der Leser Kapitel für Kapitel, abwechselnd
aus der Sicht von Gordon Bell und Linda Blix geschildert, bruchstückhaft
und häppchenweise eine raffinierte Story, die keinerlei Rücksicht
darauf nimmt, das die Handlung an manchen Stellen ein wenig
Plausibilität vermissen lässt.
Auch wenn die Handlung keine nennenswerten Spannungsbögen oder überraschenden
Wendungen bereithält, schafft sie es dennoch, den Leser in eine
fesselnde Geschichte ohne jegliche Längen hineinzuziehen.
Die Figuren bleiben zwar angenehm überschaubar, lassen jedoch
einen aus meiner Sicht erforderlichen Tiefgang der
Charakterzeichnung vermissen, der bei solch einem psychologisch
vorbelasteten Thema angebracht schiene.
Für ein entspanntes Lesewochenende kann ich dieses Buch allemal
empfehlen. Der überraschende und überzeugend logische Schluß,
macht einige Schwachstellen wieder wett. (Kerstin)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 318 Seiten, gebundene
Ausgabe, Diana Verlag, 19,95 EUR
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