Inhalt:
Hervé Joncour ist Händler von
Seidenraupen. Das heißt, er kauft um 1860 in der Türkei und in
Nordafrika Seidenraupen, bringt sie in seinen südfranzösischen
Heimatort Lavilledieu und verkauft sie dort an die Züchter und
Spinnereibesitzer. Dadurch muss er nur an wenigen Wochen im Jahr
arbeiten und führt ansonsten mit seiner Frau Hélène ein
zurückgezogenes, beschauliches Leben. Als eine Krankheit der
Seidenraupen ausbricht, stehen viele Menschen in Lavilledieu vor
einer existentiellen Bedrohung. Nur in Japan gibt es noch gesunde
Seidenraupeneier, doch Japan ist von der Welt abgeschlossen und
treibt keinen Handel.
Dennoch bricht Hervé Joncour im
Herbst 1861 zu der beschwerlichen Reise auf dem Landweg durch
Asien nach Japan auf. Dort kann er beim französisch sprechenden
Adeligen Hara Kei Seidenraupeneier kaufen und begegnet einer
rätselhaften Schönheit, die nicht asiatisch aussieht. Nur wenige
Blicke sind zwischen den beiden möglich, doch das genügt um
Hervé Jahr für Jahr nach Japan zu ziehen. Einmal gelingt es der
Frau Hervé eine kurze Botschaft mitzugeben, doch ein Gespräch
ist nie möglich.
Wenige Jahre später gelingt es
in Europa durch die Arbeit von Louis Pasteur die
Seidenraupenkrankheit zu bekämpfen. In Japan ist ein Krieg
ausgebrochen, doch getrieben von der Sehnsucht macht sich Hervé
Joncour erneut auf den Weg. Dies war jedoch keine gute
Entscheidung.
Meine Meinung:
Ein ungewöhnliches Buch.
Auf nur 130 Seiten entrollt der
Autor eine Geschichte, deren Kunst im Weglassen besteht. Wir
erfahren nichts über die gewiss beschwerlichen Reisen, es gibt
kaum Informationen über die Personen. Genau wie Hervé Joncour
wissen wir nicht wer die rätselhafte Frau ist, woher sie kommt
und welcher Beziehung sie zu Hara Kei steht. Aber wir erfahren
vieles über die Bedeutung von Blicken und Gesten und wie man
Sehnsucht und Begehren ausdrücken kann ohne auch nur ein einziges
Wort miteinander zu wechseln. Und für einen kurzen Augenblick
öffnet das Buch für den Leser einen Vorhang und lässt einen
ganz kurzen Blick zu in eine völlig fremde Welt, ins alte Japan.
All das beschreibt Alessandro
Baricco in einer sehr poetischen und leichten Sprache, so dass
diese Geschichte wie ihr Titel ist. Seidig und zart wird der Leser
umhüllt und in eine andere Welt entführt.
Eine unbedingte Empfehlung. (Christine)
Bewertung: ****
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: Originalausgabe: Seta,
Erschienen 1999 bei Piper, Aus dem Italienischen von Karin Krieger
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