Der Titel verrät es bereits: Im
Mittelpunkt dieses Buches über Psychotherapie steht der Therapeut
selbst. Was hat ihn bewogen, diesen Beruf zu ergreifen? Welches
Selbstverständnis hat er und wie sieht ihn die Öffentlichkeit?
Welche Erwartungen hat er an seinen Beruf und wie verkraftet er
Misserfolge? Wie gestaltet er die Beziehung zu seinen Patienten?
Welches Bild hat er von seinen Kollegen, speziell wenn sie einer
anderen Schule angehören?
Und schließlich: Wie geht er mit
seinem eigenen privaten Problemen um? Ist er selbst Vorbild?
Sollte er es sein?
Meine Meinung:
Da erhebt sich natürlich sofort
die Frage: Außer Psychotherapeuten - wen interessieren denn
Psychotherapeuten überhaupt? Warum sollte man das Buch also
lesen?
Interesse an Psychologie und
Psychotherapie sollte man als Leser schon haben. Aber dann wird es
richtig spannend. Denn anders als der Arzt nimmt der Therapeut
eine zentrale Stellung ein. In der Medizin können Diagnose und
Therapie für sich betrachtet werden. Man bewegt sich auf
wissenschaftlich relativ gesicherten, eingefahrenen Gleisen. (Ja,
ich weiß, dass jetzt z. B. die Mathematiker zumindest ein breites
Grinsen nicht unterdrücken können!) Die Psychotherapie ist
hiervon noch meilenweit entfernt. Eine Vielzahl von Schulen
konkurrieren miteinander und entwickeln zum Teil konträre
Ansichten und Theorien. So gut wie nichts scheint gesichert, der
Erfolg einer Therapie ist nur sehr eingeschränkt messbar - wenn
überhaupt.
Dadurch rückt der Therapeut in
den Mittelpunkt und ist entscheidend für eine erfolgreiche
Therapie. Aber es kommt ein zweiter Aspekt hinzu: Die Bedeutung
der Rolle des Therapeuten und seiner Beziehung zum Patienten.
Insbesondere in der Psychoanalyse ist das Verhalten des
Therapeuten zentraler Bestandteil der Behandlung.
So handelt das Buch von Eva
Jaeggi zwar von den Therapeuten, doch gleichzeitig bekommt der
Leser einen tiefen Einblick in Psychologie und Psychotherapie aus
einer idealen Perspektive. Und da die Autorin den Therapeuten aus
den unterschiedlichsten Richtungen beleuchtet, leuchtet sie
zugleich alle Ecken und Winkel dieser Disziplin aus.
Dabei kommt ihr - und dem Leser -
zugute, dass sie ihre fundierte theoretische und praktische
Berufserfahrung gut vermitteln kann und sprachlich umzusetzen
weiß. Wer durch die Lektüre Appetit auf mehr hat, dem hilft
übrigens ein ausführliches Literaturverzeichnis weiter. (Arno)