Inhalt:

Graf Helmuth von Holkenäs und seine Gattin Christine leben ein beschauliches Leben in Schleswig-Holstein. Der Graf ist ein lebensfroher, spontaner Mensch, er liebt die Landwirtschaft und die Bautätigkeit, während Christine etwas schwermütig, intellektuell und gefühlvoll ist. Die beiden sind seit 17 Jahren verheiratet, das anfängliche Glück und die Verliebtheit sind etwas verloren gegangen und die ursprüngliche Vertraulichkeit scheint der Gewohnheit gewichen zu sein. Die Umsiedlung der Kinder in Internate bahnt sich an, als Holk wieder einmal zu seinem Dienst bei der dänischen Prinzessin nach Kopenhagen berufen wird.

In der lebendigen, kurzweiligen Atmosphäre bei Hofe lebt Holk auf. Er genießt die Gespräche mit den Höflingen, den lockeren und leichten Umgangston. Besonders fasziniert ihn ein Hoffräulein der Prinzessin, Ebba von Rosenberg. Ermutigt durch Ebbas Verhalten verliebt sich Holk in sie. Nach einer wagemutigen Schlittschuhfahrt und einer gemeinsamen Nacht rettet er in einer abenteuerlichen Aktion bei einem Brand ihr Leben. 
Holk beschließt, seine Frau, die ihm im Gegensatz zu Ebba langweilig und fromm vorkommt, zu verlassen und Ebba zu heiraten. Er fährt zurück nach Holkenäs, um Christine um die Scheidung zu bitten. Christine hat schon so etwas vermutet und fügt sich in ihr Schicksal, doch Ebba lehnt Holks Antrag brüsk ab. Für sie war alles nur eine willkommene Unterbrechung des langweiligen Hoflebens.

Holk steht nun vor den Trümmern seines Lebens, er sucht in Auslandsreisen Vergessenheit und Ablenkung. Schließlich kommt es zu einer Wiedervereinigung der Eheleute, aber die alten Zeiten scheinen unwiederbringlich.

Meine Meinung:

Fontanes Roman erschien 1891, er gehört also zu den späteren Romanen und vielleicht kann man auch erst mit einer gewissen Lebenserfahrung die ganze Tragweite der Handlung ermessen. In einer leisen, ruhigen Sprache mit leichten melancholischen Untertönen erzählt er die stille und langsame Entfremdung eines Ehepaares. 

Im Gegensatz zu den häuslichen Spannungen steht das dänische Hofleben. Hier wird locker und leicht, mit Klatsch und Tratsch, aber sich immer der eigenen Wichtigkeit bewusst, die Langeweile vertrieben. Ebba von Rosenberg verköpert eine junge, lebensfrohe Frau, die ihre Stellung bei Hofe auch zum Anlass nimmt, ihre eigene Zukunft zu planen. Fontane zeigt sie als starken Charakter, wie auch die anderen Frauen in diesem Roman sehr emanzipierte Persönlichkeiten sind. Holk hingegen sehnt sich nach einem einfachen, unkomplizierten und doch aufregenden Leben.

Die feine Psychologie und der treffsichere Stil machen auch diesen Fontane-Roman zu etwas ganz besonderem. Neben einer Dreiecksgeschichte geht es auch um die Verantwortung gegenüber seinem Partner und das Bewußtsein, dass man in einer Partnerschaft nicht mehr nur allein handeln kann. Christine und Holk haben mit ihren lebendig gezeichneten Charakteren nichts an Aktualität verloren, wenn man sich z.B. die Vielzahl der Scheidungen anschaut.

Für mich ist dieser Roman einer der besten, die ich bisher von Fontane gelesen habe. Gerade die traurige, leise Grundstimmung bestimmt die Atmosphäre und Fontanes Blick entgeht weder die Schuld noch die Lebensfreude der handelnden Personen. (Steffi)

Bewertung: ****

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)