Inhalt:
Schon im Sommer 1969 ist Kurt Wallander ein Einzelgänger, der nicht auf Musik von Roy
Orbison steht, sondern eine verkratzte Platte des Tenors Jussi Bjärling bevorzugt. Bei
Anti-Vietnam-Demonstrationen steht er auf der falschen Seite, wie sein Vater verbittert
feststellt. Dieser hat sich als Maler auf Waldlandschaften mit Auerhähnen spezialisiert.
Was hätte er nur gesagt, wenn er seinen Sohn bei der Lektüre des «Playboy» erwischt
hätte? Das Männermagazin liegt auf dem Boden, als der Kriminalassistent in seiner
Wohnung von einem trockenen Knall aus dem Schlaf gerissen wird. In der Nachbarwohnung des
leicht verwahrlosten Wohnhauses in Malmäs Stadtteil Rosenard findet er einen alten Mann
auf dem Küchenfussboden, das weisse Hemd blutverschmiert und in der Hand einen Revolver.
Hat sich Artur Halén, ein Seemann im Ruhestand, selbst das Leben genommen? Wohl kaum,
weil sich in seinem Magen Edelsteine im Wert von 150000 Kronen befinden, wie die
Gerichtsmediziner bei der Obduktion feststellen. Wie so oft also liegt der Schlüssel für
dieses Geheimnis in der Vergangenheit. Kurt Wallander muss lernen, dass es
lebensgefährlich sein kann, Ermittlungen auf eigene Faust durchzuführen. Und nachdem das
Messer des mutmasslichen Täters sein Herz nur knapp verfehlt, wird er sich in
Krisensituationen immer der Beschwörungsformel «Zu Leben hat seine Zeit, zu sterben hat
seine Zeit» erinnern.
Fünf Erzählungen lang erfahren wir mehr über das Vorleben des Kommissars. Seine Ehe,
die Beziehung zu seiner Tochter und seinem Vater.
Meine Meinung:
Gespannt war ich durch die Ankündigungen, dem bärbeißigen Wallander nun endlich eine
Vergangenheit zu geben. Doch leider ging der Versuch daneben. Wo der eingefleischte
Mankell Leser auf Erklärungen für seine Melancholie, seine selbstgewählte Isolation
oder der Angst vor Nähe zu einem anderen Menschen hofft, bleibt er allein. Wie
aufgezählt wirken die vermeintlich privaten Lebenspunkte im Leben des Kommissars: seine
Beziehung zu Mona, ihre Hochzeit, die Geburt von Linda und die Scheidung. Dabei bleibt
alles nur eine Randbemerkung und dringt nicht einmal ansatzweise unter die Oberfläche des
Charakters Wallanders. Wer hofft, hier mehr über die Beweggründe, die Abgründe,
Lebenseinstellungen und Schicksalsschläge der Person Wallanders zu erfahren, um viele
seiner Handlungen in den folgenden Romanen besser verstehen zu können, wird enttäuscht.
Die Geschichten selbst sind mäßig spannend und lassen insgesamt betrachtet stark an
Atmosphäre vermissen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ohnehin kein Fan von
Kurzgeschichten bin, allerdings kann man bei einigen der Geschichten sowieso nicht mehr
von Kurzgeschichten sprechen, dass ich diesmal keinen richtigen draht zu Wallander
gefunden habe. Zwar ist seine Figur noch diejenige, die sich im Vergleich zu den anderen
Krimis am wenigsten verändert hat, aber gerade hier, erwartet man doch bei einem
Altersunterschied von nahezu 20 Jahren etwas mehr. Am Besten hat mir die Geschichte
Der Tod des Fotografen" gefallen, die es meiner Meinung nach als einzige
schafft, Mankell, wie ich ihn schätzen gelernt habe, gerecht zu werden. Aber reicht eine
gute Geschichte aus, um über ein ganzes Buch zu fesseln? Ich kann nur sagen, lassen wir
Wallander jetzt in Frieden ruhen und seien wir gespannt auf Mankells neuen Roman. (Mike)
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gibt es einen
Sonderbericht über Henning Mankell und seinen Kommissar
Wallander |
Bewertung: **
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 477 Seiten; Gebunden, Zsolnay Verlag; 24,90
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