Inhalt:
Abgeschoben – und
das zu Weihnachten.
Von diesem Gefühl
beherrscht, erreicht Mariah Ellison, das Haus in dem sie Weihnachten
feiern soll. Sie ist darauf vorbereitet in der Einöde, Kälte und
Unbequemlichkeit dort, das Weihnachtsfest zu verbringen. Als dann
auch noch eine Maud auftaucht, die bei ihrer eigenen Familie nicht
als Gast aufgenommen werden kann (dubios, dubios!) und die gesamte
Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist Mariah richtig verbiestert.
Doch sie stellt
fest, dass sie die Frau völlig falsch eingeschätzt hat. Diese Maud
schafft es, in einigen Gesprächen, ein paar Seiten von Mariah zum
Klingen zu bringen, die sie lange unbeachtet gelassen hatte.
Und dann ist Maud
plötzlich tot – das Pfefferminzwasser, das sie eingenommen hat,
könnte vergiftet gewesen sein.
Mariah möchte
herausfinden was wirklich passiert ist.
Meine Meinung:
Mariah ist die
zickige, nörgelige Großmutter von Charlotte Pitt. Diese wiederum
ist die Gattin von Inspektor Pitt, alle sind bekannt aus dem
Pitt-Zyklus von Anne Perry. Bisher ist Mariah nur unangenehm in
Erscheinung getreten. Sie ist der weibliche Drache, der die
Pitt-Romane bevölkert. Alles ist nicht standesgemäß, sie
quengelt, mault und fühlt sich wichtig.
Plötzlich
verändert sich ihre Lage, sie wird abgeschoben, und gerät in eine
Gesellschaft, die noch gar kein Bild von ihr hat. Durch diese
Tatsache entdeckt Mariah eine Chance. Sie kann sich selbst neu
erfinden. Sie hat die Chance ihre Rolle abzulegen und die wirkliche
Mariah hervorzukehren, die lange verschüttet war. Der Ehemann war
nicht wirklich ein Prachtkerl und sie fühlte sich durch sein
Verhalten in die Rolle gedrängt, die sie jahrzehntelang ausgefüllt
hatte. Sie war ihr Schutzpanzer, der durch Maud ein paar kleine
Risse bekommt, jedoch nicht nur durch Maud, sondern auch durch
Weihnachten.
Für
Inspektor-Pitt und Weihnachtsfans ist dieses Buch daher genau
richtig. Hier kommt der Geist von Weihnachten zu Wort und man kann
einen verschärften Blick auf eine Nebenfigur der Pitt-Reihe werfen.
Die viktorianische Denkungsart spielt eine weitere wichtige Rolle.
Perry zeichnet wie gewohnt ein aussagekräftiges Stückchen Gemälde
der Zeit.
Ein spannender
Blick für Insider der Pitt-Geschichten. Andere mögen sich ggf. etwas
langweilen, denn der 'Fall' ist nicht sehr spannend. Wer Mariah
vorher nicht kennt ist darauf beschränkt eine ältliche Dame bei der
Wandlung vom Drachen zum Menschen zu beobachten. Das wäre der Aspekt
für die Weihnachtsfans, der allein betrachtet vielleicht nicht so
spektakulär ist.
Für Pitt- und
Weihnachtsgeschichtenliebhaber zusammen, ist dieser Weihnachtsband,
im Gegensatz zur Weihnachtsreise, eine
lohnenswerte Lektüre. (Binchen, Dezember 2006)
Bewertung: ***
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: kleines Hardcover, Heyne,
12,00 €
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