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Walters, Minette

Schlangenlinien:                 kopf3.gif (8563 Byte)  Buchtip des Monats April 2001

 

Inhalt:  

Walters, Minette

Schlangenlinien:

Vor zwanzig Jahren passierte in der Graham Road ein schreckliches Unglück. Oder war es gar kein Unglück, sondern grausamer und kaltblüteriger Mord. Dies fragt sich M. Renelagh, denn sie hatte das Opfer, Ann Butts, damals kurz bevor sie starb, gefunden. Die polizeiliche Untersuchung ergab, dass Ann Butts betrunken vor einen fahrenden LKW gelaufen ist und an den Folgen verstarb. Dies passt auch ins Bild, welches sich die Bewohner der Graham Road schon lange zuvor über Ann Butts gemacht haben. Denn Ann ist eine schwarze, beschimpft mit Kraftausdrücken ständig ihre Nachbarn und ist Alkoholikerin. Dass Ann Butts nicht anders kann, als ihre Nachbarn zu beschimpfen, will keiner hören. Denn Ann Butts leidet an dem Tourette-Syndrom, welches sie zwingt, Wörter zu sagen, die sie gar nicht sagen möchte. Aber die Bewohner der Graham Road wollen davon nichts wissen und haben Ann Butts schon lange vor ihrem Tod ständig terrorisiert. Die einzige, die da einen Zusammenhang sieht und vermutet, dass jemand Ann Butts ermordet hat, ist M. Renelagh, die jedoch ebenso von den Nachbarn terrorisiert wird, als sie dieser Vermutung Ausdruck verleiht. Als daran sogar ihre Ehe zu zerbrechen droht, geht sie mit ihrem Mann kurz darauf ins Ausland. Erst zwanzig Jahre später kehren sie zurück. Scheinbar zufällig, doch M. Renelagh lässt das Geschehene keine Ruhe und sie will Gerechtigkeit und stellt ihre ehemaligen Nachbarn einen nach dem anderen zur Rede und wagt sich somit mitten in die Schlangengrube.

Meine Meinung:

Ich fand es sehr erstaunlich, wie gut Minette Walters die Menschen kennt. Wie tief sie in ihre Seele und deren Abgründe blicken kann und blicken lässt. Ohne das in dem Buch etwas spektakuläres geschieht, erzeugt die Autorin eine derart beklemmende Atmosphäre, die gerade dadurch so bedrückend wird, weil sie so alltäglich scheint. Bei ihren früheren Werken hatte ich oft den Eindruck, dass Minette Walters zu extreme Ansichten über Gut und Böse hat. Nach diesem Buch habe ich den Eindruck nicht mehr. Vielmehr gewann ich den Eindruck, dass viel zu wenige Menschen gegen Ungerechtigkeit, die stets um uns herum geschieht, bereit sind etwas zu tun. Und dass wir immer mehr an Brutalität, Vorurteilen und seelischen Grausamkeiten dulden, um unsere Ruhe zu haben. Auch vermittelte mir Minette Walters dadurch, dass sie diesen Roman aus der Ich-Perspektive geschrieben hat, vielmehr den Eindruck als bei ihren vorherigen Büchern, dass auch die Heldin nur ein Mensch ist, deren Ansichten nicht unbedingt immer richtig sein müssen. Ich fühlte mich durch die Ich-Perspektive nicht wie in ihren anderen Büchern „genötigt", mich mit der Heldin zu identifizieren (damit hatte ich in ihren anderen Werken oft Probleme, da ihre Protagonisten meist so krasse Ansichten haben), sondern konnte sie als anderen Menschen akzeptieren. Einen Menschen mit Eigenheiten, die ich nicht bis ins letzte Detail verstehen muss. Die auch die Autorin nicht bis ins letzte Detail verstehen und dem Leser erklären muss, weil M. Renelagh dazu viel zu sehr eine eigene Person ist. Und ich fand das sehr beeindruckend und realistisch, denn wer kann schon von sich behaupten, das Denken und das Verhalten eines anderen Menschen immer Gutheißen oder verstehen zu können? Und gerade das kam sehr gut rüber. M. Renelagh übertreibt manchmal. Und sie ist ganz furchtbar hartnäckig! Aber das muss man ihr zugestehen, denn sie ist menschlich. Nicht immer logisch, nicht immer zu ergründen und auch nicht perfekt! Für mich ist dieses Buch ihr Bestes! (Petra)

Meine Meinung:

Ich finde dieses Buch von Minette Walters wieder ausgezeichnet, weil es wie gewohnt "Haken schlägt". Das Interessante daran ist, dass auch die Charaktere sich im Laufe des Buches immer wieder in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Ich kann gut nachvollziehen, dass Mrs Ranelagh zwanzig Jahre gewartet hat, um den Fall neu aufzurollen, schliesslich hat man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, als man sie von allen Seiten als hysterisch und geistesgestört bezeichnet hat. Sogar ihre Familie hat ihr nicht vertraut, soetwas kostet Kraft. Ich werde Minette Walters weiterhin treu bleiben, auch wenn ich schon besseres von ihr gelesen habe. (Manuela)

Hier Pfeil2.gif (871 Byte) geht es zum Autoren(Sonder)Bericht über Minette Walters und ihre Bücher, über die ich seit „Schlangenlinien" einen ganz anderen Eindruck bekommen habe!

 

Bewertung: * * * * (Petra)

Bewertung: * * * (Manuela)

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

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Infos zum Buch:

414 Seiten, gebunden, Goldmann-Verlag