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5. Dezember 2004:

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Rebecca Gablé
Weiße Weihnacht (Folge 5)

 Ein letztes Mal rammte er die Schneeschaufel über die Auffahrt, betrachtete einen Moment lang die ordentlich freigeschaufelte Auffahrt zwischen den ordentlich freigeschaufelten Auffahrten der Nachbarn, brachte die Schaufel zurück in die Garage und hängte sie ordentlich an ihren Haken. Der Himmel hatte eine weißlichgraue Farbe, wie ein altes, verwaschenes Bettlaken. Es würde noch mehr Schnee geben.
 Von der Garage führte eine Tür direkt in die Küche. Er trat ein, und der Duft von Weihnachtsplätzchen hüllte ihn ein, zu süß und viel zu aufdringlich. Seine Kehle zog sich zu, und einen furchtbaren Moment lang war er überzeugt, sich auf den sauberen Küchenboden übergeben zu müssen.
 "Was hast du denn, mein Junge?" fragte seine Mutter verwundert.
 
"Nichts."
 
"Du bist so blass."
 
"Das macht die Kälte."
 
"Fängst du jetzt mit dem Baum an?"
 
"Gleich." Er starrte auf die geschlossene, weiße Kühlschranktür.
 
"Christian, träumst du?"
 Er drehte sich zu ihr um und sah sie endlich an. Eine hübsche Frau Mitte vierzig. Gute Figur, gutes Make-up, alles in Ordnung. Es war so faszinierend, wie perfekt die Politur war. Die dünne Tünche. Er fand die Vorstellung erschütternd, dass sie irgendwann einmal ein junges Mädchen gewesen war, nicht seine Mutter, einfach ein Mädchen, vermutlich mit Petticoats oder diesem ganzen Zeug, Tanzstunde. Wahrscheinlich hätte sie sich damals nie träumen lassen, wozu sie einmal verkommen würden.

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... Fortsetzung folgt morgen!