Inhalt:
Vor zwanzig Jahren passierte in
der Graham Road ein schreckliches Unglück. Oder war es gar kein
Unglück, sondern grausamer und kaltblütiger Mord. Dies fragt
sich M. Renelagh, denn sie hatte das Opfer, Ann Butts, damals kurz
bevor sie starb, gefunden. Die polizeiliche Untersuchung ergab,
dass Ann Butts betrunken vor einen fahrenden LKW gelaufen ist und
an den Folgen verstarb. Dies passt auch ins Bild, welches sich die
Bewohner der Graham Road schon lange zuvor über Ann Butts gemacht
haben. Denn Ann ist eine schwarze, beschimpft mit Kraftausdrücken
ständig ihre Nachbarn und ist Alkoholikerin. Dass Ann Butts nicht
anders kann, als ihre Nachbarn zu beschimpfen, will keiner hören.
Denn Ann Butts leidet an dem Tourette-Syndrom, welches sie zwingt,
Wörter zu sagen, die sie gar nicht sagen möchte. Aber die
Bewohner der Graham Road wollen davon nichts wissen und haben Ann
Butts schon lange vor ihrem Tod ständig terrorisiert. Die
einzige, die da einen Zusammenhang sieht und vermutet, dass jemand
Ann Butts ermordet hat, ist M. Renelagh, die jedoch ebenso von den
Nachbarn terrorisiert wird, als sie dieser Vermutung Ausdruck
verleiht. Als daran sogar ihre Ehe zu zerbrechen droht, geht sie
mit ihrem Mann kurz darauf ins Ausland. Erst zwanzig Jahre später
kehren sie zurück. Scheinbar zufällig, doch M. Renelagh lässt
das Geschehene keine Ruhe und sie will Gerechtigkeit und stellt
ihre ehemaligen Nachbarn einen nach dem anderen zur Rede und wagt
sich somit mitten in die Schlangengrube.
Meine Meinung:
Ich fand es sehr erstaunlich, wie
gut Minette Walters die Menschen kennt. Wie tief sie in ihre Seele
und deren Abgründe blicken kann und blicken lässt. Ohne das in
dem Buch etwas spektakuläres geschieht, erzeugt die Autorin eine
derart beklemmende Atmosphäre, die gerade dadurch so bedrückend
wird, weil sie so alltäglich scheint. Bei ihren früheren Werken
hatte ich oft den Eindruck, dass Minette Walters zu extreme
Ansichten über Gut und Böse hat. Nach diesem Buch
habe ich den Eindruck nicht mehr. Vielmehr gewann ich den
Eindruck, dass viel zu wenige Menschen gegen Ungerechtigkeit, die
stets um uns herum geschieht, bereit sind etwas zu tun. Und dass
wir immer mehr an Brutalität, Vorurteilen und seelischen
Grausamkeiten dulden, um unsere Ruhe zu haben. Auch vermittelte
mir Minette Walters dadurch, dass sie diesen Roman aus der
Ich-Perspektive geschrieben hat, vielmehr den Eindruck als bei
ihren vorherigen Büchern, dass auch die Heldin nur ein Mensch
ist, deren Ansichten nicht unbedingt immer richtig sein müssen.
Ich fühlte mich durch die Ich-Perspektive nicht wie in ihren
anderen Büchern „genötigt", mich mit der Heldin zu
identifizieren (damit hatte ich in ihren anderen Werken oft
Probleme, da ihre Protagonisten meist so krasse Ansichten haben),
sondern konnte sie als anderen Menschen akzeptieren. Einen
Menschen mit Eigenheiten, die ich nicht bis ins letzte Detail
verstehen muss. Die auch die Autorin nicht bis ins letzte Detail
verstehen und dem Leser erklären muss, weil M. Renelagh dazu viel
zu sehr eine eigene Person ist. Und ich fand das sehr
beeindruckend und realistisch, denn wer kann schon von sich
behaupten, das Denken und das Verhalten eines anderen Menschen
immer Gutheißen oder verstehen zu können? Und gerade das kam
sehr gut rüber. M. Renelagh übertreibt manchmal. Und sie ist
ganz furchtbar hartnäckig! Aber das muss man ihr zugestehen, denn
sie ist menschlich. Nicht immer logisch, nicht immer zu ergründen
und auch nicht perfekt! Für mich ist dieses Buch ihr Bestes! (Petra)
Meine Meinung:
Ich finde dieses Buch von Minette
Walters wieder ausgezeichnet, weil es wie gewohnt "Haken schlägt".
Das Interessante daran ist, dass auch die Charaktere sich im Laufe
des Buches immer wieder in unterschiedliche Richtungen entwickeln.
Ich kann gut nachvollziehen, dass Mrs Ranelagh zwanzig Jahre
gewartet hat, um den Fall neu aufzurollen, schliesslich hat man
ihr den Boden unter den Füßen weggezogen, als man sie von allen
Seiten als hysterisch und geistesgestört bezeichnet hat. Sogar
ihre Familie hat ihr nicht vertraut, soetwas kostet Kraft. Ich
werde Minette Walters weiterhin treu bleiben, auch wenn ich schon
besseres von ihr gelesen habe. (Manuela)
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geht
es zum Autorenbericht über Minette Walters und ihre Bücher, über die ich seit
„Schlangenlinien" einen ganz anderen Eindruck
bekommen habe! |
Bewertung: **** (Petra)
Bewertung: *** (Manuela)
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut
/ **** spitze)
Infos: 414 Seiten, gebunden,
Goldmann-Verlag
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