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Rezension

Filmtitel:
Buchvorlage:
Darsteller:
Regie:
Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Filmcover Stolz und Vorurteil  

Inhalt:

Als Mr. Bingley, ein reicher Junggeselle, in die Gegend zieht, malt sich so manche Familie für ihre unverheirateten Töchter mit ihm eine gemeinsame Zukunft aus. So auch Mrs. Bennet, die ihre fünf Töchter gern gut verheiratet wüsste, zumal es um ihre finanzielle Zukunft nach Mr. Bennets Tod einst schlecht bestellt sein wird, wenn sie sich nicht günstig vermählen. So hochgeschraubt Mrs. Bennets Wünsche für ihre Töchter auch sind, so deutlich kann jeder sehen, dass Mr. Bingley auf einem Ball tatsächlich nur Augen für Jane, die hübscheste und älteste Tochter der Bennets, hat. Auf diesem Ball erscheint Bingley jedoch nicht allein. Neben seinen Schwestern wird er auch von seinem Freund, Mr. Darcy, begleitet. Die Geringschätzung, die Mr. Darcy gegenüber den Anwesenden empfindet, ist offenkundig. Noch vermögender als Mr. Bingley erweckt er den Anschein, als seien alle auf dem Ball versammelten weit unter seiner Würde. Das spornt Elizabeth, die zweitälteste der Bennet-Töchter, an, Mr. Darcy seinen Stolz vorzuhalten, wo sie nur kann und ihn kaum eines Blickes dafür aber vieler spitzer Bemerkungen zu würdigen. Als dann noch in ihr der Verdacht aufkeimt, dass er einen Keil zwischen Jane und Mr. Bingley treiben will, kann sie sich kaum beherrschen. Dass Mr. Darcy ausgerechnet auf sie, die scharfzüngige Elizabeth, ein Auge geworfen hat, kommt ihr gar nicht in den Sinn. Als er ihr seine Liebe gesteht, reagiert sie völlig anders, als er erwartet hat. Und hier fangen die Verwicklungen erst richtig an...

Meine Meinung: 

Wer kennt und liebt ihn nicht - den Roman um den arroganten Mr. Darcy und die so liebevolle und spöttische Elizabeth, denen Jane Austen ihren feinen und ironischen Humor verliehen und damit Millionen von Lesern verzaubert hat. Selbst heute noch, rd. 200 Jahre später, hat die Geschichte nichts von ihrem Reiz verloren.

Auch nicht für die Cineasten. So wurde 2005 dieser Stoff neu verfilmt, mit Keira Knightley und Matthew MacFadyen in den Hauptrollen. Hier auch zur ersten Schwachstelle: So bezaubernd Keira Knightley als Elizabeth ist, so wenig scheint Matthew MacFadyen zu passen. Zu wenig Ausstrahlung und er wirkt stellenweise eher gelangweilt als stolz. Doch man gewöhnt sich an diesen Mr. Darcy. Was seine Ausstrahlung nicht so recht vermag, machen gekonnt eingespielte Nebensächlichkeiten wett. So z. B. ein kurzes Handberühren zwischen Elizabeth und ihm. Keira Knightley hingegen kann sehr überzeugen, auch wenn sie mir - die Buchvorlage im Blick - ein wenig zu temperamentvoll erscheint. Die Elizabeth aus dem Buch nimmt sich für ihre Zeit schon viele Freiheiten heraus, doch in diesem Film ist es ein Quäntchen zu dick aufgetragen. Doch auch das stört nicht, da den Zuschauern ansonsten ein wahnsinnig schöner Film geboten wird:

Die Nebenrollen sind - fast ausnahmslos - spitzenmäßig besetzt. Der schmierige Mr. Collins, die herrische Lady Catherine de Burgh, erhaben gespielt von Judy Dench, der heitere jungenhafte Mr. Bingley, die schöne, zarte Jane. Die anderen Schwestern - die eine ein Wildfang, frech und ungezogen, die andere nicht weit davon entfernt und die dritte eine verhuschte, unscheinbare graue Maus. Die Mutter - Mrs. Bennet - ist schrill, wie im Buch - aber nicht zu sehr. Diese Rolle wurde schön variiert und glaubhaft ausgebaut. Ebenso Mr. Bennet - kommt der Vater im Buch manchmal etwas gleichgültig herüber, so reizt auch Donald Sutherland diese Figur aus. Nicht ganz am Buch, doch dicht dran. Und im Grunde auch nicht wichtig, denn es ist einfach zauberhaft!

Noch etwas ist sehr gut gelungen: Bei einer Literatur-Verfilmung müssen immer Kompromisse geschlossen werden. Ein Buch kann nicht unbearbeitet als Film dargestellt werden. Doch diese Änderungen wurden hier sehr geschickt vorgenommen. So mutet eine der Ballszenen sehr bäuerlich an. So würde ich mir die dargestellte Gesellschaftsschicht - auch nicht an der unteren Grenze, auf der sich die Bennets bewegen (was wichtig für die Geschichte ist) - nicht vorstellen. Aber es ist wohlbedacht so dargestellt. Und das hat eine ganz wichtige Wirkung: Der Zuschauer - auch der, der mit der Geschichte nicht durch das Buch bereits vertraut ist - merkt deutlich, dass es eine große Kluft zwischen der Ober- und der Untergrenze der Gesellschaftsschicht gibt, die hier aufeinandertreffen.

Andere Szenen sind ein wenig komprimiert. So werden schon mal zwei Einzelszenen aus dem Buch zu einer einzigen Filmszene verschmolzen. Auch das nur dort, wo es Sinn macht, um unterschwellig einen wichtigen Hintergrund zu transportieren.

Die Filmkulisse ist - wenn vielleicht nicht in der perfektionistischen Detailgetreue wie in der BBC-Verfilmung aus dem Jahre 1995 (ebenfalls auf DVD verfügbar) - sehr gelungen. Auch landschaftlich wurden berauschende stimmungsvolle Bilder eingefangen, die für sich allein schon ein wahrer Genuss sind. Die raue und gleichzeitig wunderschöne Landschaft wird sehr atmosphärisch eingebracht. Akustisch von einem stimmigen Soundtrack untermalt.

Die DVD bietet überdies noch einige Features:

Die Kunst der Verabredung; Die Häuser; Die Bennets
Das Leben in der Zeit von Jane Austen; Am Set
Audiokommentar; Bilder aus dem 19. Jahrhundert
Stolz und Vorurteil-Stammbaum
Alternatives Ende

Zum alternativen Ende sei gesagt, dass in Amerika ein anderer Schluss zu sehen war, als in Europa. Wem das  Ende in der deutschen Fassung ein bisschen zu abrupt ist, der kann sich ergänzend dem etwas ausschweifenderen, kitschigeren amerikanischen Ende zuwenden.

Fazit: Meine Befürchtung, diese Verfilmung wäre mir zu amerikanisiert, hat sich gänzlich zerschlagen. Mit all seinen Stärken und Schwächen ist dies eine hinreißende Verfilmung einer der schönsten Liebesgeschichte, die einfach riesengroßen Spaß macht! (Petra)

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