Der Fall
Jane Eyre hat Thursday Next viel Publicity eingebracht. Die
Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist jedoch mehr als lästig für
sie, die gerne erst einmal die Freuden des Ehelebens mit Landen
genießen würde. Ein Herz und eine Seele sind die zwei, jedoch
ist ihnen kein langes Glück beschieden. Die Goliath Corporation
ist nicht glücklich darüber, dass Thursday ihren Sicherheitschef
im Raben von Edgar Allen Poe eingesperrt hat. Um ihre Forderungen
nach der Befreiung von Jack Shitt Nachdruck zu verleihen nichten
sie kurzer Hand Landen. D.h. er existiert fortan nur noch in
Thursdays Erinnerung. Die Restwelt hat Landen vergessen. Sogar
dessen Eltern glauben, dass er im Alter von 2 Jahren bei einem
Unfall ums Leben gekommen ist. Zudem ist Thursday schwanger, von
wem, ist nun nicht mehr sicher.
Das Leben für
Thursday ändert sich nach Landens Nichtung radikal. Ihr Domizil,
das sie als Paar bewohnten ist verschwunden, stattdessen erkennt
sie, dass sie in einer heruntergekommenen Mietwohnung wohnt und
die Kaution nicht aufbringen kann. Außerdem bewacht ihr Dodo ein
Ei und ist weniger kooperativ als sonst. Das Leben ist nicht
einfach. Die PR-Dame der SpecOps verfolgt Thursday um sie zu mehr
öffentlichen Auftritten aufzufordern, da das Ansehen der SpecOps
Politur benötigt, Thursdays Vater möchte, dass sie die Welt
rettet, Thursday greift einen Neandertaler an und wird vor Gericht
gestellt. Nebenbei entdeckt sie zusammen mit ihrem Arbeitskollegen
ein bisher unbekanntes Originalmanuskript von Shakespeare.
Die Welt um
Thursday ist aufregend, sie findet kaum zu sich selbst. Sie
vermisst Landen und kann mit niemandem wirklich über ihn
sprechen. Als letzte Chance ihn zurück zu bekommen, sieht sie
ein, dass sie Shitt aus dem Raben zurückholen muss. Dafür begibt
sich Thursday in die Lehre bei der Jurisfiktion.
Miss Havisham, die
enttäuschte Braut aus 'Große Erwartungen' von Charles Dickens,
nimmt sie unter ihre Fittiche und schnell lernt Thursday sich in Bücher
hinein und heraus zu lesen. Ob sie mit dieser Kunst auch Shitt
befreien kann?
Schließlich
ist Poe einer der Autoren, den selbst die erfahrensten Agenten
der Jursifiktion nicht betreten dürfen. Und selbst wenn es
gelingt den Ex-Sicherheitschef zu befreien, wird damit Landen zurück
zu Thursday ins Leben treten?
Meine Meinung:
Die
Fortsetzung der Eyre Affaire. Das Feuerwerk der Ideen geht mit
unverminderter Geschwindigkeit weiter. Wer an Thursdays Welt
Gefallen gefunden hat, der wird hier die Fortsetzung des
Abenteuers erleben. Wieder einmal sind Ideen rund um Bücher der
zentrale Punkt. Genial die Szenen beim Bücherschlussverkauf.
Diese Idee ist einfach bezaubernd. Ein Kampf um ein Bücherschnäppchen
mit allen Mitteln, sogar Pistolen sind beteiligt, doch wie bei
Fforde üblich, siegt wieder einmal die Fantasie.
Thursdays Familie wartet mit Überraschungen auf, auch der
Kurzauftritt der Oma hat Stil. Sie erinnert an Janet
Evanovichs Figur der Grandma Mazur.
Der
Aufbau der Kapitel, mit den Einleitungen aus Tagebüchern diverser
Helden, oder Informationsschriften des Warrington-Katers (der Katze aus Alice im Wunderland, die nach der
Gebietsreform ihr Cheshire aufgeben musste), gibt
dem Leser oftmals Luft zum Aufatmen. Das Ergebnis des Kapitels ist
damit bekannt, dafür muss man nicht überstürzt weiterlesen. Mit
der Frage: "Wie bekommt Fforde das nun schon wieder hin?
", im Hinterkopf, kann sich der Leser genüßlich
zurücklegen und sich den witzigen Einfällen hingeben.
Viele
Ideen aus Band eins laufen einfach, wie von selbst weiter, als wäre
Ffordes 'Jane Eyre' noch nicht zu Ende. Aber das Ganze ist schließlich
mindestens als Trilogie geplant.
In
einem anderen Buch ließ mich am Ende in der Luft hängen, denn am
Schluss
der fulminanten Story wartet man nur noch auf Band III, ohne ihn
hat man das Gefühl, um ein Ende betrogen zu sein. Der Stil ist
jedoch so genial, dass man nur noch
fragt: Wann erscheint er denn, der dritte Band. Hier
am Ende von Band zwei ist uns nur eine Atempause gegönnt.
Das
Buch ist ein DTV-Premium-Band. Diesmal ein paar Seiten mehr als
bei der Eyre-Affaire, aber wieder für stolze 14,50 Euro. Premium,
damit verbinde ich eigentlich gute Verarbeitung und edle
Ausstattung. Klappenbroschur heißt diese Art der Aufmachung wohl,
aber trotz vorsichtigen Lesens, ist der Rücken schnell zerknickt
und dann nicht mehr edel anzusehen. Die grellen Textmarkerfarben
des Covers sind gut gewählt. Sie unterstreichen das Schrille der
Geschichte.
Im
Folgeband hoffe ich auf ein gutes Ende für Thursday, Landen, das Baby und
viele Romanfiguren. Oder wegen des Erfolges auf weitere Bücher
rund um Thursday Next,
die mit weiteren genialen Ideen aufwarten sollten. Es gibt doch
sicherlich noch genug zu tun für die Chrono-Garde, die vielen
SpecOps und besonders für die LitAgs – oder Mr. Fforde? (Binchen,
Oktober 2004)
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