Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen November 2001
Zurück zum Autoren(Sonder)Bericht
_______________________________________________________________________
Perry, Anne
Rutland Place:
Inhaltsangabe:
Zunächst ist Charlotten ein wenig über die Bitte ihrer Mutter Caroline
Ellison verwundert, ihr bei der Suche nach einem verschwundenen Schmuckstück zu
helfen. Doch bei ihrem Besuch stellt sich heraus, daß mehr dahinter steckt.
Zwar ist der materielle Wert des Schmuckstückes gering, aber es handelt sich um
ein Medaillon, in dessen Innersten sich ein Porträt eines Mannes befindet, der
nicht Charlottes Vater ist. Diese Tatsache könnte Caroline kompromittieren und
auch ohne irgendwelche Taten für immer aus der feinen Gesellschaft verstoßen.
Zudem hat Caroline das Gefühl, jemand beobachtet und belauert sie. Doch sie
leidet keinesfalls unter Verfolgungswahn, wie ihre Töchter Charlotte und Emily
bald heraus finden. Auch in den Häusern der Nachbarschaft werden Kleinigkeiten vermisst
und andere Damen der Gesellschaft fühlen sich ebenfalls beobachtet. Zunächst
ist man von der Tat eines der Dienstboten überzeugt, doch wer anders als ein
angesehenes Mitglied der Upperclass hätte Zugang zu den privaten Räumen den
Herrschaft in so vielen Familien?
Der plötzlich Tod einer allzu wissbegierigen Nachbarin verschärft die
Situation. Alles sieht zunächst nach einer folgenschweren Verwechslung der
Flaschen aus, doch bald ist klar, es handelt sich um Mord. Doch warum mußte
diese Frau sterben. Wußte sie, wer hinter den Diebstählen steckt oder war
etwas selbst die Täterin? Hat sie ihre Nase zu tief in die Angelegenheiten
anderer gesteckt und mehr erfahren, als gut für sie war? Hat sie etwas gar
versucht jemanden der feinen Gesellschaft zu erpressen?
Thomas Pitt tappt im Dunkeln, den zum ersten Mal kann seine Frau ihm nicht alle
ihre Informationen weiter geben und daran ist ein dunkler, gutaussehender
Ausländer nicht ganz unschuldig...
Meine Meinung:
Ein Muß für Liebhaber historischer Romane. Ein absolut packender Krimi. Anne Perry würzt mit passenden Charakteren die für uns unbegreiflichen Skandale und versetzt sie mit typischem englischen Humor. Nach einem Anne Perry-Roman habe ich Schwierigkeiten zurück zur Realität zu finden .... (Janina)
Meine Meinung:
Diesmal ist alles etwas anders. Charlotte kann sich ihrem Thomas nicht
rückhaltlos anvertrauen und so liegt die Erkenntnis über die vermeintliche
Fehlbarkeit ihrer Mutter noch schwere auf ihrem Gewissen, zumal der Grund dafür
auch für sie nur all zu verständlich ist. Wie immer war die Geschichte so
fesselnd erzählt, daß ich den inneren Zwiespalt in dem Charlotte hier
permanent steckt beinahe körperlich spüren konnte. Ich glaube auch heute noch
ist es für viele Kinder schwer, wenn sie erkennen, daß ihre Eltern nicht
unfehlbar sind und man manchmal die Menschen, die man am Längsten zu kennen
glaubt, wie Fremde wirken. Durch dieses Thema tritt in der ersten Hälfte der
Mord etwas in den Hintergrund. Doch das tut der gut durchdachten Story keinen
Abbruch. Was ich schon fast als Kult in dieser Serie empfinde ist die Randgeschichte
eines jungen Mädchens aus gutem Hause, das plötzlich verschwindet. Mir
erschient es beinahe schon wie ein Markenzeichen und ich konnte mir ein Lächeln
nicht verkneifen, als es auch hier wieder Verwendung fand. Anne Perry zeigt
erneut die Doppelmoral dieser Zeit auf und widmet sich neben ihrem Lieblingsthema
"Sexuelles Fehlverhalten" diesmal meiner Meinung nach auch stark den
"Ausbruchversuchen" der einzelnen Frauen. Sei es Carolines heimliche
Liebe, Ottilies Aufbegehren gegen die Konventionen und ihr weiteres Schicksal,
Minas Überheblichkeit, das Motiv der Diebin und Charlottes Geheimniskrämerei
vor ihrem Mann. All das Versuche, in einer von Männern regierten Welt den
eigenen Platz zu finden. Und natürlich ist es wie so oft bei Anne Perry, am
Ende sind die Frauen die Opfer, egal ob sie zu schwach (Eloise) oder zu Stark
(Theodora) sind.
Dieser Plot kommt leiser und feinfühliger daher als man es nach den ersten, oft
brutalen Fällen gewöhnt ist, das Ende läßt einen aber dennoch mit einer
Gänsehaut und tiefem Mitleid zurück.
Fazit: Man weiß, was einen erwartet und wird doch überrascht! (Tara)
Hier geht es zum Autoren(Sonder)Bericht!
Bewertung:
* * * * (Janina)
* * * * (Tara)
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: TB, Dumont Verlag, 515 Seiten, Doppelband "Mehr viktorianische Morde"; 9,95 €